ESG Reporting

Die Top 3 Herausforderungen des Lieferkettengesetzes (LkSG) und wie man sie meistert

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (auch Lieferkettengesetz oder LkSG) ist in Kraft. Seit dem 1. Januar 2023 müssen Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3.000 Mitarbeitenden gemäß dem LkSG berichten. Und damit auf die Einhaltung von Menschenrechten und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten in ihren globalen Lieferketten achten.

Wir blicken zurück: Welche Erkenntnisse liefert das erste Jahr der praktischen Umsetzung des LkSG? Wir haben für Sie die Top 3 Herausforderungen für Unternehmen, die vom LkSG betroffen sind, zusammengestellt. Darüber hinaus bieten wir Ihnen erste Lösungsansätze, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Möchten Sie erst nochmal alle wichtigen Fakten, Zahlen, und Deadlines zum LkSG überblicken? Lesen Sie mehr dazu in unserem Insight Artikel Das Lieferkettengesetz (LkSG) definiert unternehmerische Sorgfaltspflichten.

Herausforderung 1: Datenverfügbarkeit und Transparenz sicherstellen


Herausforderung 1 im Detail


Eins ist unumstritten: Die riesige Menge an Daten, die zur Berichterstattung nach dem LkSG aufbereitet werden muss, macht betroffenen Unternehmen zu schaffen. Gleichzeitig stellt die Transparenz der eigenen Lieferkette eine der größten Schwierigkeiten für diese Unternehmen dar. Nicht verwunderlich, denn auch eine Studie des BME (Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.) aus dem Jahr 2022 ergab, dass mehr als 60% der befragten deutschen Unternehmen Schwierigkeiten haben, genaue und zuverlässige Daten über ihre Lieferkettenaktivitäten zu erhalten.

Laut der IHK Düsseldorf fehlen etwa einem Drittel einer untersuchten berichtspflichtigen Gruppe von Unternehmen Informationen über die Zulieferer ihrer eigenen Lieferanten. Und genau diese Informationen sind nötig, um die Anforderungen des LkSG hinsichtlich mittelbarer Zulieferern zu erfüllen.

Dazu kommt, dass es häufig an standardisierten Datenformaten und Berichtsverfahren zwischen den verschiedenen Lieferanten mangelt. In Folge sehen sich Unternehmen oft mit einer Vielzahl von Datentypen konfrontiert, welche die Vergleichbarkeit und Analyse der gesammelten Informationen behindern.

Mögliche Lösungen um Datenverfügbarkeit und Transparenz sicherzustellen


Unternehmen, auch jene, die erst in naher Zukunft in den Geltungsbereich des LkSG fallen, sollten schnellstmöglich mit der Aufbereitung sämtlicher Lieferantendaten zu Zwecken der Analyse und Bewertung von individuellen Lieferkettenrisiken beginnen. Dabei ist zum Einen die Identifizierung der relevanten Datenquellen entlang der gesamten Lieferkette wichtig. Einige Datenpunkte haben für die Einhaltung der Standards im Rahmen des LkSG besonders hohe Priorität – zum Beispiel Lieferanteninformationen, Umweltkennzahlen, Arbeitsbedingungen, aber auch externe Daten die von wie Zertifizierungsstellen oder internationalen Organisationen. Zum Anderen sollten klare Richtlinien und Prozesse zur Datenerhebung entwickelt und eingeführt werden. Die Standardisierung dieser Prozesse gewährleistet eine konsistente Datenerfassung.

Außerdem kann die Einbindung digitaler Tools – wie eine ESG Reporting Software – hilfreich sein. Insbesondere die Bewältigung der enormen Datenmengen, die für die erforderliche Transparenz im Rahmen des LkSG verarbeitet werden müssen, wird ohne die frühzeitige Implementierung geeigneter Softwarelösungen kaum möglich sein. Durch die Automatisierung der Datenerhebung können Fehler minimiert und Echtzeitdatenverfügbarkeit sichergestellt werden.


Herausforderung 2: Komplexe Lieferantenstrukturen abbilden


Herausforderung 2 im Detail


Die Vielfalt der Akteure in den Lieferketten, angefangen bei Rohstoffproduzenten bis hin zu verschiedenen Zwischenlieferanten, macht die lückenlose Nachverfolgung von Produktionsbedingungen und Umweltauswirkungen zu einer komplizierten Aufgabe.

Dies gilt insbesondere für Unternehmen mit komplexen internationalen Lieferketten, die mehrere Länder und Regionen umfassen. Eine besondere Herausforderung ergibt sich für Unternehmen in rohstoffintensiven Branchen wie der Elektronik, Textilien und Automobilproduktion. In diesen sind die Lieferketten meist besonders weit verzweigt und global verteilt.

Die komplexen Strukturen treffen am Ende auch den deutschen Mittelstand. Laut dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft sind 99,5% aller Unternehmen in Deutschland kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Damit nehmen sie traditionell eine wichtige Rolle in der Wertschöpfungskette großer Unternehmen ein und sind damit vor allem mittelbar und indirekt als Lieferanten in großem Umfang von den Auswirkungen des Lieferkettengesetzes betroffen.


Mögliche Lösungsansätze um komplexe Lieferantenstrukturen abzubilden


Vorsorge ist besser als Nachsorge. Indem strenge Lieferantenqualifizierungsprozesse implementiert werden, können zukünftige Lieferanten schon vor der Zusammenarbeit auf deren Einhaltung von ökologischen und menschenrechtlichen Standards geprüft werden. Zudem könnte durch die Durchführung von Schulungen für Lieferanten sichergestellt werden, dass diese die Anforderungen verstehen und erfüllen können.

Und auch bei dieser Herausforderung kann eine Softwarelösung weiterhelfen. Sie bildet eine Plattform, um komplexe Organisations- und Produktstrukturen abzubilden, Synergien zu schaffen und zentral einen Überblick über alle Lieferanteninformationen zu schaffen. Aber Achtung: Hierbei ist wichtig, dass das Tool verschiedene Entitäten und Produktebenen weltweit abbilden kann, um wirklichen Mehrwert zu bieten.

Ein weiterer Lösungsansatz, der aufwändig umzusetzen ist, aber dafür das Problem im Kern angeht: Komplexe Lieferkettenbeziehungen und die damit verbundene Undurchsichtigkeit reduzieren. Dies könnte zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten umgesetzt werden oder mit Lieferanten, die schon heute ihre Umwelt- und menschenrechtlichen Standards transparent kommunizieren.


Herausforderung 3: Perspektivenwechsel im Risikomanagement meistern


Herausforderung 3 im Detail


Ein weiterer zentraler Aspekt: Das LkSG gibt einen grundlegenden Sichtwechsel auf das Risikomanagement vor. Das traditionelle Risikomanagement konzentriert sich darauf, Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern, die direkte Auswirkungen auf das Unternehmen selbst haben – sei es finanziell, operativ oder in anderen Bereichen.

Das LkSG hingegen fordert Unternehmen auf, ihren Fokus von der reinen Betrachtung der Risiken für den Geschäftserfolg des Unternehmens zu erweitern. Zusätzlich sollen sie eine menschen- und umweltrechtliche Perspektive einnehmen, die den Blick auf die Auswirkungen der Unternehmensaktivitäten auf die Umwelt und die betroffenen Stakeholder richtet. Dazu gehören beispielsweise die Beschäftigten entlang der Lieferkette. Das LkSG betont somit die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung von Risiken, die über die unmittelbaren Unternehmensgrenzen hinausgeht und sozial-ökologische Verantwortung miteinbezieht.

Und erneut stellt dies besonders für international agierende Unternehmen in Deutschland eine Herausforderung dar.

Es beginnt bei der Identifikation von Risiken in verschiedenen Abteilungen und Tochtergesellschaften. Eines der häufigsten Probleme in der Praxis stellt eine unvollständige Risikoidentifikation dar. Oftmals wird erst bei einer gemeinsamen Betrachtung verschiedener Tochtergesellschaften festgestellt, dass Risiken, die von einer Tochtergesellschaft gemeldet wurden, auch für die anderen Tochtergesellschaften relevant gewesen wären.


Mögliche Lösungsansätze um den Perspektivenwechsel im Risikomanagement zu meistern


Daher ist es empfehlenswert, ein integriertes Risikomanagementsystem zu implementieren. Damit können sämtliche erfasste Risiken über alle Tochtergesellschaften und Abteilungen hinweg geteilt werden. Erst damit ist eine ganzheitliche Risikowahrnehmung innerhalb eines gesamten Unternehmens möglich. Und nur so können potenzielle Risiken identifiziert und bewertet werden, die über verschiedene Unternehmensbereiche hinweg relevant sein können.

Ebenso wichtig ist die Einführung standardisierter Methoden zur Risikobewertung, die sowohl finanzielle als auch sozial-ökologische Aspekte berücksichtigen. Dadurch wird sichergestellt, dass Risiken konsistent und umfassend bewertet werden, unabhängig von der Abteilung oder Tochtergesellschaft. Eine zentrale Koordinationsstelle für das Risikomanagement, die die Aktivitäten verschiedener Abteilungen und Tochtergesellschaften überwacht und koordiniert, könnte darüber hinaus hilfreich sein: Dadurch wird sichergestellt, dass relevante Informationen über Risiken auch wirklich geteilt und auf Unternehmensebene berücksichtigt werden.


Ein Jahr LkSG in der Praxis – Zusammenfassung und Ausblick


Die Analyse offenbart drei zentrale Herausforderungen im ersten Jahr der praktischen Umsetzung des LkSG. Doch damit nicht genug. Betroffene Unternehmen haben zusätzlich weitere Aufgaben zu meistern, wie die Implementierung eines Beschwerdeverfahrens sowie die Erweiterung der Sorgfaltspflichten durch die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie.

Hinzu kommt: Bisher sind mittelbare Lieferanten nur dann von den Sorgfaltspflichten betroffen, wenn einem Unternehmen konkrete Anhaltspunkte für mögliche Menschenrechtsverletzungen oder Verstöße gegen umweltbezogene Vorschriften vorliegen. Allerdings deuten die Entwicklungen zum Richtlinienentwurf der EU darauf hin, dass die Sorgfaltspflichten auch auf mittelbare Zulieferer ausgeweitet werden könnten. Angesichts dieser möglichen Änderungen sollten mittelbare Zulieferer bereits jetzt in die Risikoanalyse einbezogen werden, was für Unternehmen ein zusätzliches Datenvolumen bedeutet.

Der Einsatz von softwaregestützten Prozessen kann Unternehmen, die der Gesetzesverpflichtung unterliegen, nicht nur bei der Datenverarbeitung und kontinuierlichen Dokumentation, sondern auch bei der Erfüllung der Prüfungs- und Berichtspflichten im Rahmen des neuen Gesetzes unterstützen. Diese Pflichten müssen künftig mindestens einmal im Jahr, gegebenenfalls aber auch anlassbezogen (zum Beispiel nach Hinweisen über das Beschwerdesystem) erfüllt werden.

Envorias All-in-one ESG Software steht zeitnah bereit, Sie bei der Erfüllung Ihrer Sorgfaltspflichten zu unterstützen. Mit Envorias neuem Lieferketten Software Modul bewerten Sie Ihre Lieferanten nach menschenrechtlichen und ökologischen Aspekten – in Einklang mit dem Lieferkettengesetz (LkSG). Bewerten Sie alle Lieferanteninformationen an einem Ort. Identifizieren, verstehen und überwachen Sie Ihre Risiken, und verwalten Sie bestätigte Beschwerdefälle weltweit.

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