Angesichts der Schwierigkeiten bei der Berichterstattung über Nachhaltigkeitskennzahlen haben verschiedene Stakeholder auf die Notwendigkeit einer stärker standardisierten Berichterstattung hingewiesen.
Eine Vielzahl von ESG-Reporting Standards
Unternehmen, die sich mit der Aufnahme der ESG Berichterstattung beschäftigen, sollten die große Vielfalt an ESG Standards beachten, die von verschiedenen Anbietern auf der ganzen Welt entwickelt worden sind. Verschiedene Normgeber decken unterschiedliche Bereiche von ESG-Themen ab und unterscheiden sich in ihren Ansätzen zur Bestimmung bedeutsamer Faktoren. Die Frameworks unterscheiden sich durch die Bereitstellung allgemeiner oder sektorspezifischer Richtlinien sowie durch die Einbeziehung von klima- und gesellschaftsbezogenen Themen und deren Priorisierung.
So enthält der TCFD-Referenzrahmen sowohl allgemeine als auch sektorspezifische Leitlinien, allerdings nur zu klimabezogenen Themen wie den physischen Risiken der Auswirkungen des Klimawandels. Andererseits umfasst der GRI-Rahmen auch Themen wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Darüber hinaus bietet die GRI eine Wesentlichkeitsanalyse auf Grundlage der Auswirkungen, die Emittenten auf die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft haben, während andere Rahmenwerke sich ausschließlich auf Informationen konzentrieren, die sie als finanziell wesentlich erachten. Die Vielzahl und Komplexität der verschiedenen Standards haben Experten dazu veranlasst, eine "Standardisierung der Standards" zu fordern.
Probleme nicht standardisierter ESG-Daten
Eingeschränkte Vergleichbarkeit
Obwohl die Anbieter von ESG-Ratings in erster Linie ESG-Informationen aus den Offenlegungen und Berichten der Emittenten abrufen und ihre Ratings auf der Grundlage derselben Daten erstellen, können ESG-Ratings je nach Anbieter erheblich variieren. ESG-Ratings stehen in der Kritik, weil sie unterschiedliche Methoden und Informationsverarbeitungssysteme anwenden, was zu Diskrepanzen bei ESG-Ratings für ein und dasselbe Unternehmen führt. Diese Abweichungen zwischen den Ratings bedeuten, dass ESG-Investitionsentscheidungen von dem Rating-Anbieter abhängen könnten, auf den der Anleger vertraut. Mit anderen Worten, zwei Unternehmen könnten möglicherweise unterschiedliche Rating-Ergebnisse erhalten, obwohl sie das gleiche Engagement für unternehmerische Nachhaltigkeit verfolgen.
Die von den Anbietern der ESG-Ratings verwendeten Messgrößen werden durch mangelnde Konsistenz und unterschiedliche Transparenz im Prozess der Informationsgenerierung beeinträchtigt. Die Methoden der großen Anbieter wie Bloomberg, Thomson Reuters, FTSE, MSCI und Sustainalytics sind recht unterschiedlich. Obwohl die unterschiedlichen Analysemethoden und Bewertungen den Anlegern zusätzliche Einblicke verschaffen können, ist die Korrelation zwischen den Bewertungen, die ein und demselben Unternehmen verliehen werden, gering.
Größere Unterschiede in den Bewertungen können aus verschiedenen Gründen entstehen. Zum einen können sie auf Unterschiede bei den Rahmenbedingungen, Messgrößen, Schlüsselindikatoren, der Verwendung von Daten und qualitativen Beurteilungen zurückzuführen sein. Darüber hinaus wirken sich Unterschiede in der Gewichtung der Unterkategorien und der Neugewichtung der Punktzahlen auf die Ratings aus. Zu große Abweichungen bei den ESG-Ratings zwischen den Anbietern können die Aussagekraft eines gut bewerteten Parameters aufgrund mangelnden Vertrauens und Transparenz schmälern.
Komplizierte Risikoevaluation
Da in den letzten Jahren immer mehr börsennotierte Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, äußern Anleger zunehmend Bedenken, dass das Fehlen eines standardisierten Rahmens für die Offenlegung von ESG-Daten die Anleger daran hindert, die ESG-Praktiken und -Risiken von Unternehmen effektiv zu bewerten und zu vergleichen.
Ein Mangel an standardisierten ESG-Daten kann daher das Risikomanagement behindern. Andererseits könnte ein strukturiertes ESG-Managementsystem ein wertvolles Instrument für den Zugang zu zuverlässigen datengestützten Informationen zur Messung, Bewertung und Analyse von Risiken sein. Obwohl es verlockend erscheinen mag, sich auf sekundäre Datenquellen wie ESG-Rating-Anbieter oder Nachhaltigkeitsberichte zu verlassen, kann die vollständige Kontrolle darüber, was und wie gemessen wird, nur mit einem internen ESG-Managementsystem erreicht werden.
Mehr Möglichkeiten zum Betrug
Insgesamt kann das Fehlen eines standardisierten ESG-Informationsrahmens zu unterschiedlichen ESG-Ratings je nach Datenanbieter führen. Angesichts der Unklarheit über die Methoden der Informationsverarbeitung der einzelnen Anbieter können ESG-Ratingwerte leichter manipuliert werden als unter der Anleitung durch ein transparentes, eindeutiges Verfahren. Daher können standardisierte Daten auch verhindern, dass Anleger ESG-Ratings aufgrund von Verwirrung über unterschiedliche und intransparente Ratingwerte misstrauen.