Im Dezember 2024 hat EFRAG den Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs (Freiwilliger Standard für nicht-börsennotierte Kleinst-, Klein- und mittlere Unternehmen, VSME) veröffentlicht. Ursprünglich war der Standard als schlankere Alternative zu den verpflichtenden ESRS für KMU gedacht. Doch mit dem am 26. Februar 2025 präsentieren Omnibus-Vorschlag könnte der VSME eine neue, entscheidende Rolle in der ESG Berichterstattung einnehmen.
In diesem Artikel erfahren Sie alles über den Hintergrund, die Zielgruppe und die Bedeutung des VSME Standards – vor und nach dem Omnibus-Vorschlag.
Am 26. Februar 2025 präsentierte die Europäische Kommission das sogenannte "Omnibus-Paket" mit dem Ziel, die bestehenden Regelungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und den damit verbundenen Verpflichtungen zu vereinfachen. Dieses Paket umfasst Anpassungen der Schwellenwerte, Inhalte und Timeline der EU-Taxonomie-Verordnung. Achtung: Der Omnibus Vorschlag ist noch nicht final beschlossen – nach der Veröffentlichung durch die Europäische Kommission er nun in den zuständigen Ausschüssen des Parlaments sowie durch die Mitgliedstaaten im Rat geprüft. Während dieses Verfahrens können noch Änderungen vorgenommen werden, insbesondere in interinstitutionellen Verhandlungen („Trilog“), falls unterschiedliche Positionen bestehen. Hier finden Sie die letzte Fassung des VSME von EFRAG vom Dezember 2024. Bitte beachten: Inhalte können sich im Zuge des Omnibus-Vorschlags noch ändern. |
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Was ist der VSME Standard?
Der VSME wurde von der EFRAG im Dezember 2024 als neuer, freiwillige Standard zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) eingeführt.
Dieser Standard sollte zu diesem Zeitpunkt als abgespeckte und weniger komplexe Alternative zu den umfassenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS) dienen. Der VSME Standard deckt dieselben Nachhaltigkeitsthemen ab wie die ESRS für große Unternehmen, und soll so kleineren Unternehmen eine einfachere Möglichkeit zu bieten, relevante Nachhaltigkeitsdaten zu erfassen und zu berichten. Er berücksichtigt die grundlegenden Merkmale und Bedürfnisse von Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen und nimmt Rücksicht auf deren geringere Ressourcen im Vergleich zu großen Konzernen.
Wer ist die Zielgruppe des VSME Standards?
Der VSME richtet sich ursprünglich an Unternehmen, deren Wertpapiere nicht zum Handel auf einem geregelten Markt in der Europäischen Union zugelassen sind – also nicht börsennotierte – KMU.
Dabei gelten die folgenden Schwellenwerte:
(a) Ein Unternehmen ist ein Kleinstunternehmen, wenn es zwei der folgenden Schwellenwerte nicht überschreitet:
- 50.000 Euro Bilanzsumme;
- 900.000 Euro Nettoumsatz; und/oder
- durchschnittlich 10 Mitarbeitende
(b) Ein Unternehmen ist klein, wenn es zwei der folgenden Schwellenwerte nicht überschreitet:
- 5 Millionen Euro in der Bilanzsumme;
- 10 Millionen Euro im Nettoumsatz; und/oder
- durchschnittlich 50 Mitarbeitende
(c) Ein Unternehmen ist mittelgroß, wenn es zwei der folgenden Schwellenwerte nicht überschreitet:
- 25 Millionen Euro in der Bilanzsumme;
- 50 Millionen Euro im Nettoumsatz; und/oder
- durchschnittlich 250 Mitarbeitende
Diese Unternehmen fallen nicht in den Anwendungsbereich Corporate Social Reporting Directive (CSRD), werden jedoch ermutigt, den VSME Standard zu verwenden. Kleinstunternehmen steht es dabei frei, nur bestimmte Teile dieses Standards zu verwenden.
Struktur des VSME Standards
Der VSME Standard bietet zwei Module an. Sie enthalten Nachhaltigkeitsinformationen zu umweltbezogenen und sozialen Themen sowie zur Unternehmenspolitik. Unternehmen können das Basis Modul allein oder das Basis Modul ergänzt mit dem Comprehensive Modul anwenden.
Basismodul: Dieses Modul ist der Zielansatz für Kleinstunternehmen und stellt eine Mindestanforderung für andere Unternehmen dar
Comprehensive Modul: Dieses Modul legt zusätzlich zu den Angaben des Basismoduls Datenpunkte fest, die wahrscheinlich von Banken, Investoren und Firmenkunden des Unternehmens zusätzlich angefordert werden
Wie unterscheiden sich die ESRS und der VSME Standard?

Wie geht es nach dem Omnibus Vorschlag mit dem VSME Standard weiter?
Am 26. Februar 2025 legte die Europäische Kommission das sogenannte "Omnibus-Paket" vor, mit dem Ziel, die bestehenden Regelungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und den damit verbundenen Verpflichtungen zu vereinfachen. Dieses Paket umfasst Anpassungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
Mehr zum Omnibus-Paket finden Sie hier.
Mit der Einführung der Omnibus-Initiative und der vorgeschlagenen Small-and Mid-Cap-Kategorie könnten kleinere Unternehmen, Schätzungen zufolge mit 250-1.000 Mitarbeitenden, vor neuen Anforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung stehen. Die Small-and Mid-Cap-Unternehmen, die bislang nicht zur Berichterstattung verpflichtet waren, könnten künftig ebenfalls Nachhaltigkeitsinformationen liefern müssen, jedoch in einer vereinfachten Form. Hier kommt der VSME ins Spiel. Der freiwillige Standard könnte künftig eine verbindliche Grundlage für diese Unternehmen bieten. Zum VSME als eventuell verpflichtender Standard gibt es aber noch keine konkreten Aussagen, bislang handelt es sich nur um eine Idee.
Gemäß dem neuen Omnibus Paket soll der VSME Standard durch einen delegierten Rechtsakt verabschiedet werden. Unternehmen, die nach den neuen Schwellenwerten nicht mehr unter die CSRD Berichtspflicht fallen, können einen Bericht erstellen, der einem freiwilligen Berichtsstandard folgt. Orientierungsgröße wird dabei der VSME sein. Unternehmen sollen von ihren Lieferanten, sofern diese nicht selbst unter die Berichtspflicht fallen, dann keine Angaben verlangen können, als dieser freiwillige Standard vorsieht ( sog. "Value-Chain-Cap").
Sollte der Standard für die neue Small-and Mid-Cap-Kategorie verpflichtend werden, könnten diese Unternehmen von einer klaren und strukturierten, aber weniger komplexen Lösung profitieren. Der VSME würde es ihnen ermöglichen, die von größeren, berichtspflichtigen Unternehmen geforderten Informationen effizient zu erfassen und gleichzeitig den Aufwand zu minimieren. So könnte der VSME als Brücke dienen, um auch kleinere Unternehmen in die Welt der Nachhaltigkeitsberichterstattung einzuführen, ohne sie mit den umfangreichen Anforderungen der ESRS zu überlasten.
Warum ist der der VSME-Standard für KMU auch ohne Berichtspflicht wichtig?
Obwohl KMU nicht direkt zum CSRD Reporting verpflichtet sind , ist eine freiwillige Berichterstattung nach VSME für viele Unternehmen sinnvoll. Denn die die VSME-Standards gewinnen an Bedeutung – und das aus mehreren konkreten Gründen:
1. Anforderungen durch Kunden entlang der Lieferkette
Ein wichtiger Faktor ist der Trickle-Down-Effekt: Nachhaltigkeitsanforderungen werden von großen Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette nach unten weitergereicht. Das bedeutet konkret: Wenn ein Großunternehmen ESG-Berichtspflichten erfüllen muss, wird es von seinen Zulieferern (häufig KMU) die entsprechenden Daten einfordern. In vielen Fällen haben KMU bislang keine systematischen Prozesse zur Erhebung solcher Daten etabliert, da sie selbst nicht zur Berichterstattung verpflichtet sind.
2. Schutz vor willkürlichen Anforderungen
Durch die Anwendung des VSME-Standards können KMU verhindern, dass Großkunden sie mit uneinheitlichen oder überzogenen Anfragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung überfordern. Ohne klare Vorgaben verlangen Großunternehmen individuelle, oft sehr umfangreiche Nachhaltigkeitsinformationen. Die VSME-Standards könnten hier künftig eine strukturierte, transparente und anerkannte Grundlage liefern, die vor einer „Willkür“ seitens der Großkunden schützt.
3. Anforderungen von Banken und ESG-Scores für Kredite
Banken und Finanzinstitute bewerten zunehmend die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen anhand des ESG-Fragebogens. Ein guter ESG-Score kann zu besseren Kreditkonditionen führen, während fehlende ESG-Daten die Finanzierung erschweren können. Ein VSME-Bericht hilft KMU, auf ESG-Fragebögen von Banken gezielt zu antworten, da er relevante Daten zu Umwelt, Sozialem und Governance strukturiert bereitstellt.
4. Vorbereitung auf weitere Marktentwicklungen
Die EU-Richtlinien im Bereich der Nachhaltigkeit entwickeln sich ständig weiter. Was heute freiwillig ist, könnte morgen verpflichtend werden - gerade unter dem Gesichtpunkt des brandaktuellen Omnibus-Vorschlags (siehe unten). KMUs, die sich frühzeitig mit den VSME-Standards vertraut machen, sind besser auf zukünftige Regulierungen vorbereitet und können sich so einen Wettbewerbsvorteil sichern.
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