Die Verringerung negativer Umweltauswirkungen ist für Unternehmen zu einem Muss geworden. Mit an oberster Stelle steht dabei die Verringerung des CO2-Fußabdrucks, der mit der Überwachung der unternehmensbezogenen Treibhausgasemissionen beginnt.
Was ist das GHG Protocol?
Das 1998 entwickelte Greenhouse Gas Protocol (GHGP) bietet einen weltweit standardisierten Referenzrahmen für die Messung und Kontrolle von Treibhausgasemissionen aus dem privaten und öffentlichen Sektor, Wertschöpfungsketten und Maßnahmen zur Emissionsreduzierung. Es wurde in Zusammenarbeit zwischen dem World Resources Institute und dem World Business Council for Sustainable Development erarbeitet, da ein einheitlicher Rahmen für die Berichterstattung über Treibhausgase vonnöten war.
Der Corporate Accounting and Reporting Standard bietet Unternehmen eine Guideline, wie sie ihre Treibhausgasemissionen quantifizieren und berichten können. Der GHG-Protocol-Standard bezieht sich auf standardisierte Ansätze, die das Management der THG-Emissionen von Unternehmen unterstützen, um beispielsweise die Kosten für die Erstellung eines GHG-Inventars zu senken und die Transparenz und Konsistenz bei der Bilanzierung und der GHG-Berichterstattung zu erhöhen.
Was sind Scope Emissionen?
Gemäß dem führenden Corporate Standard des GHG Protokolls werden die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens in drei Kategorien, die sogenannten Scopes, unterteilt.
Scope 1
Scope 1 Emissionen sind direkte Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen selbst produziert und kontrollieren kann
Scope 1 ist in 4 Kategorien unterteilt
Emittiert durch stationäre Verbrennung, Prozessemissionen, flüchtige Emissionen und mobile Emissionen
Beispiele: gasbetriebene Büroheizungen, Produktionsstätten, Klimaanlagen oder Firmenfahrzeuge
Scope 2
Scope 2 Emissionen sind indirekte Treibhausgasemissionen, die ein Unternehmen durch den Verbrauch von Strom und Energie verursacht
Emittiert durch Kraftwerke, die das Unternehmen mit Strom, Dampf, Wärme und Kälte versorgen
Beispiel: zugekaufter Strom
Scope 3
Scope 3 Emissionen sind indirekte Treibhausgasemissionen, die nicht in Scope 2 enthalten sind und innerhalb der Wertschöpfungskette des Unternehmens entstehen
Scope 3 ist in 15 Kategorien unterteilt
Emittiert durch die Wertschöpfungskette des Unternehmens: Lieferanten, Mitarbeiter, Verwendung der Produkte des Unternehmens usw.
- Beispiele:
Vorgelagert: Eingekaufte Waren und Dienstleistungen oder Pendeln der Mitarbeiter
Nachgelagert: Investitionen oder Franchising
Die Herausforderung der Scope 3 Emissionen
Laut CDP stammt der Großteil der Unternehmensemissionen aus Scope 3 Quellen. In bestimmten Branchen können die Scope 3 Emissionen sogar bis zu 100 % betragen, z.B. bei Finanzdienstleistungen, Investitionsgütern und Transport-OEMs. In rohstoffverarbeitenden Branchen wie Immobilien, Bauwesen, Metalle und Bergbau oder Agrarrohstoffe umfasst Scope 3 90-95 % der Wertschöpfungskette eines Unternehmens.
Die Erfassung von Scope 3 Emissionen ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissions-Hotspots zu verstehen und steigende Risiken innerhalb ihrer Wertschöpfungskette zu erkennen. Dies ermöglicht eine rechtzeitige Reaktion auf Preisspitzen, Ressourcenverfügbarkeit oder gesetzliche Änderungen. Gleichzeitig ermöglicht die Überwachung der Scope 3 Emissionen nicht nur die Identifizierung von Risiken, sondern auch von Geschäftsmöglichkeiten, wie z. B. die Zusammenarbeit mit neuen Lieferanten.
Eine Reduzierung der Scope 3 Emissionen ist jedoch nur begrenzt möglich. Sie sind am schwierigsten zu messen, da es an Daten, Ressourcen und einer standardisierten Methodik mangelt. Um den genauen CO2-Fußabdruck einer Organisation zu ermitteln, müsste für jede Ware oder Dienstleistung eine Lebenszyklusanalyse durchgeführt werden – ein teurer und zeitaufwändiger Prozess. Daher ermöglicht das Greenhouse Gas Protocol Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, direkte Informationen von ihren Lieferanten zu erhalten, die Berechnung der Scope 3 Emissionen anhand von Näherungswerten, Branchendurchschnitten und anderen Quellen vorzunehmen. Hilfe kann von Drittanbietern von Daten sowie von der Internationalen Energieagentur und verschiedenen Regierungsbehörden erwartet werden.
Müssen Unternehmen über Scope 1, 2 und 3 berichten?
Für Scope 1 und 2 besteht eine Berichtspflicht, während Scope 3 – noch – größtenteils freiwillig ist. Schon bald jedoch werden Unternehmen wahrscheinlich nicht mehr die Wahl haben. Das US-amerikanische Electronic Subcontracting Reporting System (eSRS) und die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission haben Empfehlungen ausgearbeitet, die eine gewisse Offenlegung von Scope 3 Emissionen vorschreiben – das International Sustainability Standards Board (ISSB) hat bereits im Oktober 2022 dafür gestimmt, die Berichterstattung über Scope 3 Emissionen verbindlich vorzuschreiben. Die Vorschriften werden voraussichtlich Anfang 2023 fertiggestellt.
Zukunftsorientierte Organisationen werden damit beginnen, die Fähigkeiten und das Fachwissen zu entwickeln, das sie benötigen, um nicht nur ihre Scope 1 und 2 Emissionen, sondern auch ihre Scope 3 Emissionen zu messen, zu verwalten und zu berichten. Durch ein schrittweises Vorgehen bei der Datenerfassung können Unternehmen bereits heute den Grundstein für ein umfassendes Reporting erzielen – bevor es irgendwann zu spät ist.
Das Erfassen, Überwachen und Berichten von Kohlenstoffemissionen kann zeitaufwändig und schwierig sein. Envorias Software kann Ihnen dabei helfen, Ihre Treibhausgasemissionen im Blick zu haben. Fordern Sie eine kostenlose Demo an, um zu erfahren, wie Ihr Unternehmen das GHG-Protokoll einhalten kann.