Mit den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) gibt es zum ersten Mal rechtlich verbindliche europäische ESG-Standards, die eine umfassende und vergleichbare Nachhaltigkeitsberichterstattung gewährleisten sollen. Doch die hohe Anzahl von über 1.100 Datenpunkten stellt Unternehmen vor enorme Herausforderungen – von der Identifikation relevanter Informationen bis hin zur Sicherstellung der Datenqualität.
In diesem Leitfaden erfahren Sie, worum es bei den ESRS-Datenpunkten geht, welche Herausforderungen zu meistern und welche Schritte zur erfolgreichen Erhebung der Datenpunkte notwendig sind, inklusive Tipps für die praktische Umsetzung.
Zuerst die Basics? Lesen Sie alles, was Sie über die ESRS wissen müssen in unserem Artikel: Wie werden sich die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) auf Ihr Unternehmen auswirken? |
---|
Was sind ESRS-Datenpunkte?
ESRS-Datenpunkte sind spezifische Informationen, die Unternehmen erfassen und berichten müssen, um den Anforderungen der ESRS gerecht zu werden. Sie bilden die Grundlage für ein standardisiertes und vergleichbares ESG Reporting gemäß Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
Die Datenpunkte lassen sich in drei Kategorien einteilen:
Kennzahlen: Quantitative Werte wie Kohlenstoffemissionen oder Wasserverbrauch
Qualitative Angaben: Beschreibungen von Strategien, Zielen und Maßnahmen
Narrative Informationen: Kontextbezogene Erläuterungen, z. B. zur Wesentlichkeitsbewertung
Die ESRS gliedern sich in die allgemeinen Standards ESRS 1 und ESRS 2 und in die themenspezifischen Standards ESRS E1-5, ESRS S1-4 und ESRS G1. Für jeden dieser Standards ist eine unterschiedliche Anzahl an Datenunkten offenzulegen.
Die Datenpunkte nach den einzelnen Standards:
ESRS 2 Allgemeine Angaben: 219 Datenpunkte
E1 Klimawandel: 214 Datenpunkte
E2 Umweltverschmutzung: 96 Datenpunkte
E3 Wasser- und Meeresressourcen: 48 Datenpunkte
E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme: 122 Datenpunkte
E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft: 64 Datenpunkte
S1 Arbeitskräfte des Unternehmens: 196 Datenpunkte
S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette: 67 Datenpunkte
S3 Betroffene Gemeinschaften: 66 Datenpunkte
S4 Verbraucher und Endnutzer: 66 Datenpunkte
G1 Unternehmensführung: 53 Datenpunkte

Herausforderungen bei der Umsetzung
Datenverfügbarkeit
Die Erhebung der nötigen Daten stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Oft sind die Datenquellen fragmentiert, da relevante Informationen in verschiedenen Abteilungen oder sogar externen Systemen gespeichert sind. Hinzu kommt, dass ESG-Daten häufig nicht in der nötigen Granularität oder Struktur vorliegen, um den Anforderungen der ESRS gerecht zu werden. Unternehmen können diese Hürden überwinden, indem sie zunächst eine Bestandsaufnahme aller verfügbaren Datenquellen durchführen. Dabei hilft es, systematisch zu analysieren, welche Datenpunkte bereits vorhanden sind und wo es noch Lücken gibt. Die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern kann ebenfalls dazu beitragen, externe Daten zugänglich zu machen und die Datenverfügbarkeit zu erhöhen. Zusätzlich ist es ratsam, ein interdisziplinäres Team aus ESG-, Finanz- und IT-Experten zu bilden, um die relevanten Datenpunkte zu identifizieren, deren Relevanz zu bewerten und deren Priorisierung im Einklang mit der Wesentlichkeitsbewertung zu planen.
Datenqualität
Die Sicherstellung der Datenqualität ist eine weitere zentrale Herausforderung. Oft fehlen standardisierte Prozesse zur Konsolidierung und Validierung der gesammelten Informationen, was zu Inkonsistenzen und fehlerhaften Berichten führen kann. Eine robuste Qualitätssicherung erfordert den Einsatz von Kontrollmechanismen, wie z. B. Plausibilitätsprüfungen und regelmäßige Audits. Zusätzlich sollten Unternehmen auf Automatisierung setzen, um manuelle Fehlerquellen zu minimieren. Die Einführung eines zentralen Datenmanagementsystems kann dabei helfen, Daten konsistent zu erfassen und zu verwalten. Unternehmen sollten zudem klare Verantwortlichkeiten für die Datenpflege und Qualitätssicherung festlegen, um sicherzustellen, dass die Anforderungen der ESRS jederzeit erfüllt werden.
Schnittstellenmanagement
ESRS-Datenpunkte betreffen zahlreiche Unternehmensbereiche wie Finanzen, ESG, IT und Compliance. Das Fehlen klar definierter Verantwortlichkeiten und ineffiziente Kommunikationsstrukturen können die Datenbereitstellung erheblich verzögern. Die Integration eines bereichsübergreifenden Ansatzes ist daher essenziell.
3 Schritte zur Erhebung von ESRS-Datenpunkten
Schritt 1: Wesentlichkeitsbewertung durchführen
Der erste Schritt besteht darin, die relevanten Themen und die damit zu berichtenden Datenpunkte für Ihr Unternehmen zu identifizieren. Führen Sie dazu eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durch. Diese muss sowohl die Impact-Wesentlichkeit (Einfluss des Unternehmens auf Umwelt, Soziales und Governance) als auch die finanzielle Wesentlichkeit (Einfluss von Nachhaltigkeitsthemen auf die finanzielle Leistung des Unternehmens) umfassen.
Nutzen Sie die offizielle ESRS AR 16-Liste, um IROs (Auswirkungen, Risiken und Chancen) zu bewerten und eine Priorisierung vorzunehmen. Die Ergebnisse dieser Analyse fließen oft in eine Wesentlichkeitsmatrix ein, die eine klare Übersicht über die zentralen Themen bietet.
Lernen Sie mehr über die Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse in unserem Artikel: Was ist doppelte Wesentlichkeit in der CSRD? |
---|
Schritt 2: Datenpunkte identifizieren und zuordnen
Sobald die wesentlichen Themen definiert sind, können die entsprechenden Datenpunkte aus der EFRAG-Datenpunktliste (Stand Mai 2024) zugeordnet werden. Für alle als wesentlich identifizierten Themen müssen die entsprechenden Datenpunkte berichtet werden.
Das Dokument umfasst über 1.100 Datenpunkte, was auf den ersten Blick überwältigend wirken kann. Doch sobald Sie die Struktur und das Konzept der Datenpunktliste durchschauen, erweist sie sich als äußerst hilfreich.
Dabei ist zu beachten:
Nicht alle Datenpunkte sind für jedes Unternehmen relevant
Einige Datenpunkte sind unabhängig von der Wesentlichkeitsbewertung obligatorisch
- Es gibt stufenweise einzuführende oder bedingte Datenpunkte, die gesondert betrachtet werden müssen, zum Beispiel:
abhängig von Unternehmensgröße
branchenspezfische Anforderungen – z.B. haben KMUs erweiterte Übergangsfristen oder müssen nur eine reduzierte Anzahl von Datenpunkten erfassen, um den Mehraufwand an ihre Kapazitäten anzupassen
zeitlich gestaffelte Anforderungen – z.B. bekommen Unternehmen Zeit, bestimmte komplexe oder neuartige Datenpunkte zu erfassen, etwa detaillierte Angaben zu Scope-3-Emissionen oder Biodiversitätsauswirkungen
💡Tipp 1: Digitale Tools und Softwarelösungen wie Envoria können dabei unterstützen, die relevanten Datenpunkte effizient zu identifizieren und ihre Zuordnung zu erleichtern. |
---|
💡Tipp 2: Die Analyse von Branchen-Benchmarks und Nachhaltigkeitsberichte anderer Organisationen gibt wertvolle Einblicke in häufig verwendete Datenpunkte und hilft, neue Herausforderungen frühzeitig zu erkennen. Vergleichen Sie Ihre ESRS-Datenpunkte mit denen anderer Unternehmen in Ihrer Branche, um sicherzustellen, dass Ihr Bericht den Standards und sektorspezifischen Anforderungen entspricht. |
---|
Schritt 3: Daten validieren und integrieren
Nach der Identifikation der zu berichtenden Datenpunkte ist die Integration und Validierung der Informationen essenziell. Während die Integration Daten aus unterschiedlichen Abteilungen und Systemen harmonisiert und in einer einheitlichen Struktur zusammenführt, stellt die Validierung sicher, dass diese Daten korrekt, konsistent und revisionssicher sind. Durch diesen Prozess können Unternehmen fehlerhafte oder doppelte Daten vermeiden und sicherstellen, dass die Daten korrekt, konsistent und revisionssicher sind.
Unternehmen sollten dabei folgende konkrete Maßnahmen berücksichtigen:
Automatisierung: Einsatz von Softwarelösungen zur kontinuierlichen Erfassung und Verarbeitung von ESG-Daten
Qualitätskontrolle: Implementierung interner Kontrollsysteme zur Sicherstellung der Datenqualität
Datenkonsolidierung: Aufbau einer zentralen Plattform, die alle relevanten Informationen zusammenführt und eine einheitliche Berichterstattung ermöglicht
💡Tipp 3: Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT-, ESG- und Finanzteams ist dabei unerlässlich, um Schnittstellenprobleme zu vermeiden und Effizienzpotenziale auszuschöpfen. |
---|
Zukunft der ESRS-Datenpunkte
Automatisierungspotenziale
Die zunehmende Digitalisierung, beispielsweise durch die Nutzung maschinenlesbarer Formate wie XBRL (eXtensible Business Reporting Language), bietet große Automatisierungspotenziale. Unternehmen können durch diese Technologien nicht nur Berichte effizienter erstellen, sondern auch ihre Vergleichbarkeit und Analysefähigkeit verbessern.
Weiterentwicklung der Berichtspflichten
Im Zuge der Weiterentwicklung des ESRS-Berichtsstandards wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung vermutlich auch zunehmend auch auf KMUs und Nicht-EU-Unternehmen ausgeweitet, die innerhalb der EU tätig sind – wobei die konkrete Ausgestaltung der erweiterten Berichtspflicht noch nicht final ist. Zudem arbeitet die Europäische Kommission an branchenspezifischen Standards, um den besonderen Anforderungen verschiedener Industrien gerecht zu werden.
Integration mit globalen Standards
Darüber hinaus wird eine stärkere Angleichung der ESRS an Rahmenwerke wie GRI und TCFD erwartet. Dies soll Unternehmen ermöglichen, ihre Berichtspflichten mit einem einzigen Bericht zu erfüllen. Dies würde zu einem verwinfachten ESG Reporting sowie einer höheren Effizienz auf Seiten der Unternehmen beitragen.
💡Tipp 4: GRI ist der weltweit am häufigsten verwendete Nachhaltigkeitsreporting-Standard. EFRAG und GRI haben einen gemeinsamen Interoperabilitätsindex veröffentlicht, der die Beziehung zwischen den ESRS- und den GRI-Datenpunkten aufzeigt. Damit soll Unternehmen, die bereits nach GRI berichten, der Übergang zur ESRS-Berichterstattung erleichtert werden. Hier können Sie das Dokument aufrufen. |
---|
Ausblick zu ESRS-Datenpunkten im CSRD Reporting
Die ESRS-Datenpunkte sind ein zentraler Baustein für die Umsetzung eines erfolgreichen CSRD-Reportings – stellen Unternehmen jedoch vor komplexe Herausforderungen. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert eine doppelte Wesentlichkeitsbewertung, die Identifikation relevanter Datenpunkte mit den EFRAG Listen und eine zuverlässige Integration sowie Validierung der Informationen. Digitale Tools, bereichsübergreifende Zusammenarbeit und ein strukturierter Ansatz helfen, Datenlücken zu schließen, die Qualität sicherzustellen und Prozesse zu automatisieren. Mit diesen Maßnahmen können Unternehmen nicht nur die ESRS-Anforderungen erfüllen, sondern auch langfristig von einer fundierten Nachhaltigkeitsstrategie profitieren.
Wie kann Envoria Ihnen dabei helfen?
Die CSRD Software von Envoria erleichtert Ihnen das effiziente Management Ihrer ESRS-Datenpunkte. Mit Envoria können Sie Ihre relevanten ESRS-Datenpunkte automatisiert erfassen, berechnen und teamübergreifend konsolidieren – in Konformität mit den CSRD Anforderungen dank der integrierten ESRS-Datenpunkteliste der EFRAG. Diese und viele weitere Funktionen unterstützen Sie dabei, Ihr CSRD Reporting effizient und prüfungssicher zu gestalten.
Finden Sie in einem persönlichen Gespräch heraus, wie Envorias CSRD Reporting Software Sie bei Ihren Aufgaben unterstützen kann. Buchen Sie jetzt eine Demo unter: Demo buchen